Der Run auf die Hochschulen führt dazu, dass in den Uni-Städten gerade kleine Wohnungen knapp und teuer sind. Selbst die Zimmer in den Wohnheimen des Deutschen Studentenwerks – die lange als unattraktiv galten – sind begehrt. Doch sie reichen gerade mal für einen Bruchteil der Studenten. Es soll sie geben: Ex-Studenten, die ihr Studium geschmissen haben, weil sie keine bezahlbare Unterkunft in Uni-Nähe finden konnten.
Dass es mancherorts leichter ist, einen Studienplatz in einem begehrten Fach wie Medizin zu ergattern als eine schlichte Studentenbude, hat einen einfachen Grund: Deutschland entwickelt sich mehr und mehr zu einem Studentenland. Rund die Hälfte aller Schulabsolventen steuert inzwischen eine Hochschule an, hinzukommen die doppelten Abiturientenjahrgänge sowie ein größerer Zustrom ausländischer Studenten. All dies sorgt für einen Run auf die Universitäten und Fachhochschulen.
Aktuell sind rund 2,5 Millionen Männer und Frauen an deutschen Hochschulen immatrikuliert – 2001 waren es nur 1,9 Millionen.
Der abrupte Studentenzuwachs hat in vielen Uni-Städten eine akute Wohnungsnot ausgelöst. In Köln zum Beispiel krabbelten im Februar bereits zum zweiten Mal Studenten vor dem Hauptgebäude der Universität in mitgebrachte Pappkartons, um auf das drängende Unterkunftsproblem aufmerksam zu machen.
Bezahlbare Zimmer für durchschnittlich 214 Euro Warmmiete im Monat bietet traditionell das Deutsche Studentenwerk, das bundesweit an 58 Hochschulstandorten Wohnheime betreibt. Derzeit gibt es 230.000 öffentlich geförderte Wohnheimplätze, davon 183.000 Plätze von den Studentenwerken – das sind allerdings 25.000 zu wenig.
In fast allen Uni-Städten gibt es deshalb lange Wartelisten. Zum Beispiel in Gießen. Die mittelhessische Stadt hat rund 78.000 Einwohner – von denen 26.000 studieren. Damit ist Gießen nicht nur die Uni-Stadt mit der bundesweit höchsten Studentendichte, sondern muss auch mit einer steten Nachfrage nach kleinen Wohnungen fertigwerden. Rein rechnerisch konkurrieren in Gießen 15 Studenten um einen Wohnheimplatz.
Angesichts dieser Lage suchen die Länder und Kommunen verzweifelt nach Alternativen. Bislang bezuschussen lediglich Bayern und Thüringen Neubauten der Studentenwerke, anderswo setzt man auf ungewöhnlichere Lösungen: In Münster etwa sollen die Hochschüler ab dem Sommer für eine Übergangszeit in der leerstehenden York-Kaserne wohnen dürfen. Und in Köln-Porz sind kürzlich die ersten fünf Studenten in ein Seniorenstift gezogen.
Quelle: www.iwkoeln.de