Der Brückenschlag zu Ärztinnen und Ärzten im Ausland, die eine berufliche Perspektive in Nordrhein-Westfalen suchen, funktioniert.
Allein aus Österreich sind inzwischen mehr als 300 Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein-Westfalen tätig. „Dies ist auch ein Erfolg der 2010 gestarteten Kooperation mit der österreichischen Ärztekammer“, sagte Ministerin Steffens bei einer Veranstaltung der Krankenhausgesellschaft NRW zur Begrüßung österreichischer Ärztinnen und Ärzte in Neuss.
Grundsätzlich bietet Nordrhein-Westfalen allen Ärztinnen und Ärzten, die aus dem Ausland zu uns kommen wollen, eine umfangreiche Unterstützung an. Zwar erleichtere das seit einem Jahr geltende Berufsanerkennungsgesetz ausländischen Fachkräften in Deutschland die Aufnahme einer Tätigkeit im erlernten Beruf. „Doch wir dürfen Zuwanderinnen und Zuwanderer im weiterhin komplexen Verwaltungssystem nicht allein lassen. Sie müssen begleitet und unterstützt werden“, sagt die Ministerin.
Deshalb hat Nordrhein-Westfalen eine Anlaufstelle beim Landeszentrum Gesundheit NRW auf dem Gesundheitscampus in Bochum eingerichtet. Diese unterstützt Krankenhäuser und Fachkräfte sowohl durch eine Starterberatung und einen Startplan als auch bei auftretenden Problemen im Eingliederungsprozess. Denn ausländische Ärztinnen und Ärzte müssen nicht nur fachliche und sprachliche Qualifikationen sowie Kulturkompetenz mitbringen, sondern auch die Verlagerung des eigenen oder familiären Lebensschwerpunktes organisieren, was zum Teil mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden sein kann. Wichtige Aufgaben der Anlaufstelle sind zudem die Weitergabe von Erfahrungen und die Qualifizierung der Kliniken, die zu einem Kompetenzaufbau aller Beteiligten bei der Gewinnung ausländischer Fachkräfte für das Gesundheitswesen in Nordrhein-Westfalen beitragen soll.
Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, macht die Herausforderung deutlich: „Heilkunst braucht Sprachkunst“ und zieht die Konsequenz: „Die Ärztekammern unterstützen alle Maßnahmen, die der Verbesserung der Sprachqualifikationen dienen.“ Das sieht auch Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, so: „Bisher erleben wir, dass das hierher mitgebrachte Sprachniveau oft nicht ausreicht, um die Patientinnen und Patienten und wichtige Dokumente gut zu verstehen. Diese Situation ist den neuen Kolleginnen und Kollegen ziemlich unangenehm. Eine Unterstützung ist deshalb sehr sinnvoll.“ Auch Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, unterstreicht: „Vor dem Hintergrund, dass Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland einen bedeutenden Beitrag zur Patientenversorgung in NRW leisten, sind neben der fachlich-medizinischen Kompetenz auch die Kenntnisse der deutschen Sprache im Arzt-Patientenverhältnis von zentraler Bedeutung.“
Die Landesinitiative kümmert sich deshalb insbesondere um eine verstärkte Nutzung des berufsbezogenen Sprachqualifikationsprogramms des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (ESF-BAMF-Programm). Das Landeszentrum Gesundheit informiert Interessierte und koordiniert die regionale Zusammenführung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus verschiedenen Krankenhäusern.
Seit Oktober 2012 wurden bereits 15 passgenau auf die Bedürfnisse der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser abgestimmten Sprachkurse mit rund 150 ausländischen Ärztinnen und Ärzte gestartet.
Erstmals begann im Januar 2013 ein Deutsch-Sprachkurs für Ärztinnen und Ärzte im Herkunftsland. Der Lehrgang läuft fünf Monate am Goethe-Institut in Thessaloniki und wird danach in Nordrhein-Westfalen fortgesetzt. Er ist das Ergebnis einer Kooperation mit Nordrhein-Westfalen auf Wunsch der Ärztekammer von Thessaloniki. Dort hatte im Herbst 2012 eine Job- und Informationsbörse stattgefunden, auf der Vertreterinnen und Vertreter nordrhein-westfälischer Krankenhäuser rund 400 interessierte griechische Ärztinnen und Ärzte über Weiterbildungsangebote zum Facharzt informiert hatten. Für diesen Herbst ist eine weitere Jobbörse in Thessaloniki geplant.
Auch die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Gesundheitsministerium und der österreichischen Ärztekammer zielt auf junge Ärztinnen und Ärzte, die ihre Facharztausbildung gerne in Nordrhein-Westfalen absolvieren möchten. Ministerin Steffens: „Natürlich hoffen wir, dass es den Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein-Westfalen gut gefällt und ein Teil von ihnen auch etwas länger bei uns bleibt.“
Die Landesinitiative ist eine Projektgemeinschaft von Gesundheitsministerium, dem Landeszentrum Gesundheit, den Ärztekammern und der Krankenhausgesellschaft zur Beseitigung von Fachkräfteengpässen im Gesundheitswesen. Sie betreibt auch gemeinsam das Internetportal www.docjobs-nrw.de, das gezielte Informationen für Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland anbietet, die eine berufliche Tätigkeit in Nordrhein-Westfalen suchen.
Quelle: www.mgepa.nrw.de