Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit: Der nordrhein-westfälische Integrationsminister Guntram Schneider präsentierte am 31. Oktober 2012 in Düsseldorf zusammen mit dem Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung, Prof. Dr. Haci-Halil Uslucan, die Ergebnisse der 12. Mehrthemenbefragung zur Integration türkeistämmiger Zuwanderinnen und Zuwanderer in Nordrhein-Westfalen.
„Es gibt erhebliche Integrationsfortschritte im Generationenvergleich der türkeistämmigen Zuwanderinnen und Zuwanderer. In der 2. Generation verstehen 86 Prozent, in der 3. Generation sogar 99 Prozent gut oder sehr gut Deutsch. Hier geborene oder aufgewachsene Migrantinnen und Migranten partizipieren in allen Bereichen deutlich stärker als die erste Generation“, so der Minister.
Auch wenn nach wie vor Defizite bei der Teilhabe im Bildungssystem und am Arbeitsmarkt zur einheimischen Bevölkerung bestünden, könne von Stagnation oder gar zunehmender Desintegration nicht gesprochen werden. „Der unreflektierten Rede über eine gescheiterte Integration muss daher entschieden entgegen getreten werden“, so Schneider.
Insbesondere im Bereich der schulischen und beruflichen Bildung hole die Nachfolgegeneration auf. „Mehr als die Hälfte erwirbt einen höheren Bildungsabschluss als die Elterngeneration“, so Prof. Uslucan. Schulbildung sei aber auch bei Türkeistämmigen vom Elternhaus abhängig: Kinder von Höhergebildeten erreichten eher einen höheren Abschluss als Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern. Dort sei der Anteil ohne berufliche Ausbildung auch in den Nachfolgegenerationen nach wie vor zu hoch.
„Dies zeigt aber, dass wir mit unserem Programm „Übergang Schule Beruf“ genau richtig liegen“, so Schneider, der zugleich Arbeitsminister in NRW ist. Mit dem neuen Übergangssystem sollen Jugendliche in NRW schon ab der 8. Klasse mit der Berufswelt in Kontakt treten und schon so früh wie möglich Talente und Fähigkeiten feststellen, Berufsbilder kennen lernen und erste Kontakte zu Unternehmen knüpfen.
Die Daten der 12. Mehrthemenbefragung zeigen auch, dass die Rückkehrneigung bei Hochqualifizierten zurzeit nicht weiter zunimmt. In der Vergangenheit hatte mehr als ein Drittel der türkischstämmigen Hochschulabsolventinnen und -absolventen diese Rückkehrneigung in Umfragen gezeigt. Vor allem während der sogenannten Sarazzin-Debatte zeigten sich viele türkischstämmige Akademiker und Akademikerinnen enttäuscht. „Der Abwanderungstrend im großen Stil blieb aber aus“, so Prof. Uslucan.
Bedenklich sei die geringe Einbürgerungsbereitschaft bei türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten. Die Gründe liegen laut Studie überwiegend in der vom Staatsangehörigkeitsgesetz geforderten Aufgabe der türkischen Staatsangehörigkeit. „Das sollte uns zu denken geben! Es kann nicht angehen, dass bei der Hälfte der Einbürgerungen – vor allem der EU-Migranten – die Doppelstaatsbürgerschaft faktisch hingenommen wird, bei der Einbürgerung Türkeistämmiger aber nicht. Es ist an der Zeit, diesen Widerspruch im Staatsbürgerschaftsrecht aufzulösen. Deshalb setzt sich NRW im Bundesrat für die Hinnahme der Mehrstaatigkeit ein“, so der NRW-Integrationsminister. Des Weiteren kündigte Schneider eine Einbürgerungsoffensive im kommenden Jahr an. „Wir brauchen diese Menschen. Wer hier dauerhaft lebt, sollte auch die vollen Bürgerrechte genießen“, so Schneider.
Die Mehrthemenbefragung türkeistämmiger Zuwanderer in Nordrhein-Westfalen wird alljährlich von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales durchführt und stellt ein wichtiges Langzeitprojekt der Landesregierung zur Integration dar. Sie wird seit 1999 durchgeführt und erlaubt es, Entwicklungen über die Zeit zu erkennen, und nicht nur Momentaufnahmen.
Die Ergebnisse der zwölften Mehrthemenbefragung können von der Homepage der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung unter http://www.zfti.de heruntergeladen werden.