Erfolgreiche Beratungsarbeit durch Vernetzung – 164.465 Ratsuchende im ersten Halbjahr 2012. Die Migrationsberatung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge wird zunehmend genutzt und verbessert nachweislich die wirtschaftliche und berufliche Situation vieler Zuwanderer.
Das zeigt die Auswertung der Daten zum ersten Halbjahr 2012. Bis zur Jahresmitte haben bundesweit insgesamt 164.465 Zuwanderer eine der rund 600 Beratungseinrichtungen in Deutschland aufgesucht. Das ist ein Plus von 14 Prozent zum Vorjahr.
Die Ratsuchenden kommen aus allen Ländern der Erde. Die weitaus größte Gruppe bilden dabei Zuwanderer aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion mit einem Anteil von rund 27 Prozent. Die zweitgrößte Gruppe stammt aus der Türkei (13 Prozent). Ebenso vielfältig wie die Herkunftsländer und -kulturen sind auch die Fragen und Probleme, mit denen die Zuwanderer eine Beratungsstelle aufsuchen. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen zu Existenzsicherung, Arbeitssuche, Aus- und Weiterbildung, Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse, Wohnungssuche sowie familiäre und gesundheitliche Probleme.
Eine erhebliche Hürde für die Teilhabe am Leben in Deutschland sind mangelnde Deutschkenntnisse. So wurde bei 72 Prozent aller Ratsuchenden ein Sprachförderbedarf festgestellt. Die Beratungsgespräche werden daher häufig in den Herkunftssprachen geführt und die Ratsuchenden bei Bedarf in Integrations- und Sprachkurse vermittelt.
Erhebliche finanzielle Entlastung der öffentlichen Kassen
Ein großer Erfolg der Migrationsberatung zeigt sich vor allem in der Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation vieler Zuwanderer. So verminderte sich der Anteil der Ratsuchenden, die zu Beginn Arbeitslosengeld II bezogen hatten, von rund 52 Prozent auf 35 Prozent bei Beratungsende. Damit trägt die Migrationsberatung zur Entlastung der öffentlichen Haushalte bei: Die Bundesagentur für Arbeit spart bei einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt Unterstützungsleistungen für die betroffenen Zuwandererfamilien. Auf der anderen Seite profitieren Staat und Sozialversicherungsträger von zusätzlichen Steuern und Beitragseinnahmen. Die aus dem Bundeshaushalt finanzierten Personalausgaben für die Beratungskräfte sind also gut angelegt. An den Kosten der Migrationsberatung beteiligt sich der Bund mit jährlich rund 25,7 Millionen Euro.
Wichtiges Thema: Anerkennung ausländischer Schul- und Berufsabschlüsse
Ein wichtiges Thema der Beratung ist auch die Anerkennung ausländischer Schul- und Berufsabschlüsse. Seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes am 1. April 2012 sind die Anfragen zu Berufsqualifikationen deutlich gestiegen. Im ersten Halbjahr 2012 kamen insgesamt 13.900 Ratsuchende mit einem ausländischen Bildungsabschluss, der in Deutschland formal nicht anerkannt war, zur Beratung. Das bedeutet eine Steigerung um 13 Prozent zum Vorjahr. Die Beratungsstellen informieren über das Anerkennungsverfahren und verweisen an die zuständigen Anerkennungsstellen.
Spürbare Hilfe in schwierigen Lebenslagen
Auch in schwierigen Lebenslagen leistet die Migrationsberatung spürbare Hilfe: Bei beruflichen und finanziellen Problemen sowie in gesundheitlichen, familiären und psychosozialen Notsituationen konnten die Beratungsdienste in fast 30 Prozent der betreuten Fälle eine Lösung oder zumindest eine Verbesserung erreichen. Die Erhebungsergebnisse machen deutlich, dass den Zuwanderern am besten geholfen werden kann, wenn die Beratungsstellen gemeinsam mit den zuständigen Behörden, Bildungsträgern, Therapeuten und (Selbst-)Hilfeorganisationen an einem Strang ziehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. So konnte in 27 Prozent der wirtschaftlich prekären Fälle mit Hilfe von Kooperationspartnern eine Verbesserung erreicht werden, ohne Unterstützung gelang dies nur in 3 Prozent der Fälle. Eine nachhaltige Netzwerkarbeit der Akteure vor Ort stellt daher eine unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Beratungsarbeit und eine erfolgreiche Integration der Zuwanderer dar. Die Aktivitäten und Bemühungen des Bundesamtes werden dadurch bestätigt.
Hintergrund
Mit der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer stellt der Bund seit acht Jahren ergänzend zu den Integrationskursen ein zusätzliches Integrationsangebot zur Verfügung, das Hilfestellungen in allen Lebenslagen bietet. Angeboten werden die Beratungsleistungen durch die großen Wohlfahrtsverbände wie Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland sowie dem Bund der Vertriebenen.