Nicht zuletzt die schrecklichen Brand- und Einsturz-Katastrophen der vergangenen Jahre in asiatischen Textilfabriken haben gezeigt: Viele Waren, die in unseren Geschäften landen, sind in anderen Ländern der Welt zu menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt, weiterverarbeitet oder gehandelt worden.
Das muss sich ändern, fordern die Gewerkschaftsvorsitzenden der G7-Länder. Gemeinsam mit dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) und dem gewerkschaftlichen Beratungskomitee bei der OECD (TUAC) haben die Gewerkschaftsverbände der sieben Länder ganz konkrete Forderungen an die G7-Staats- und Regierungschefs formuliert.Überlebende und Hinterbliebene der Katastrophe in der Rana-Plaza-Textilfabrik in Bangladesch. Der Einsturz des Rana-Plaza-Komplexes in Bangladesch schockte 2013 die Welt: Das Gebäude war mit mehreren Textilfabriken völlig überfüllt. 1.138 Menschen kamen in den Trümmern ums Leben, 2.400 wurden verletzt. Viele westliche Firmen hatten im Rana Plaza produzieren lassen.
Keine Zwangsarbeit entlang internationaler Lieferketten dulden
Zu den Forderungen gehört etwa, Zwangsarbeit entlang internationaler Lieferketten zu stoppen. Ebenso soll es in allen Ländern der Lieferkette Mechanismen geben, die Existenz sichernde Mindestlöhne garantieren – so, wie es das Übereinkommen 131 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO längst festlegt. Weitere Forderungen beschäftigen sich mit dem Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten oder mit der Frage, wie die G7-Staaten andere Länder dazu bringen können, Mindeststandards in der Arbeitswelt durchzusetzen – zum Beispiel indem Handelsprivilegien in Frage gestellt werden, wenn Arbeitnehmerrechte missachtet werden.
Forderungen der Gewerkschaften der G7-Länder: Das muss sich entlang internationaler Lieferketten ändern
•Zwangsarbeit und informellen Tätigkeiten in globalen Lieferketten beenden
•Existenz sichernden Mindestlohn und einen Mechanismus zur Lohnfestsetzung in jedem Land gewährleisten (IAO-Übereinkommen 131)
•Angebot eines sozialen Basisschutzes
•Auseinandersetzung mit prekärer Arbeit durch sichere Beschäftigungsverhältnisse in globalen Lieferketten
•Ausweitung globaler sektorspezifischer Abkommen und Internationaler Rahmenabkommen
•Gewährleistung der Transparenz und (Rück-)Verfolgbarkeit der Lieferketten
•Entwicklung internationaler Initiativen mit einem rechtsgestützten Ansatz für die Verbesserung der Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten in globalen Lieferketten
•Entwicklung eines EU-Nachhaltigkeitspaktes für den Bekleidungssektor in Kambodscha, aufbauend auf den Lektionen des EU-Nachhaltigkeitspaktes für Bangladesch
•Überprüfung der Länder, die Handelsprivilegien von den G7-Ländern erhalten, und Erwägung des Entzugs des APS- oder Alles-außer-Waffen-Status im Falle von Ländern, die die Arbeitnehmerrechte verletzen
•Ausarbeitung eines IAO-Übereinkommens, um multinationale Unternehmen für die Rechte und die Sicherheit in ihren Lieferketten zur Verantwortung zu ziehen
Diese Forderungen von G7-Gewerkschaften, IGB und TUAC sind am 23. März 2015 in Berlin auch Thema auf dem G7-Dialogforum der Gewerkschaften unter dem Motto „Gute Arbeit weltweit – ein Geschäftsmodell für die Zukunft?“. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wird an dem Forum teilnehmen und mit den Gewerkschaftsvorsitzenden der G7-Länder sprechen. Im Fokus der Debatte steht die Sicherung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten in globalen Wertschöpfungsketten.
Quelle: www.dgb.de