Der Konsum von Kaffee ist trotz nachgewiesenen Auswirkungen auf die Herzfunktion langfristig nicht mit einem erhöhten Risiko auf ein Vorhofflimmern verbunden. Dies kam in der bisher größten prospektiven Beobachtungsstudie zu dieser Frage heraus, die jetzt in BMC Medicine (2015; 13: 207) veröffentlicht wurde. Auch eine anschließende Meta-Analyse lieferte keine Anhaltspunkte.
Seit langem ist bekannt, dass Koffein die Renin-Aktivität im Plasma erhöht und die Katecholamin-Konzentrationen ansteigen lässt. Die Folge ist ein kurzfristiger Anstieg des Blutdrucks (zum Beispiel um systolisch 8 mm/Hg und diastolisch 6 mm/Hg bei einer Dosis von 200–300 mg Koffein). Dennoch ist Kaffee kein Verursacher der arteriellen Hypertonie oder von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Gegenteil: Epidemiologische Studien haben ergeben, dass Kaffeetrinker seltener an koronarer Herzkrankheit und Schlaganfall erkranken und sterben. Die Situationen bei Herzrhythmusstörungen ist ähnlich. Experimentelle Studien zeigen, dass Koffein die Refraktärperiode des rechten Atriums, des AV-Knotens und des rechten Ventrikels verkürzt und die Refraktärzeit des linken Vorhofs verlängert (NEJM 1983; 308: 814-6). Diese arrhythmogenen Effekte scheinen aber langfristig nicht das Risiko auf ein Vorhofflimmern zu erhöhen, wenn die Untersuchung von Susanna Larsson vom Karolinska Institut in Stockholm die Wirklichkeit richtig abbildet.
Die Epidemiologin hat zunächst die Daten der Kohorte Schwedischer Männer (COSM) und die Schwedische Mammographie Kohorte (SMC) ausgewertet. Deren Teilnehmer – 41.881 Männer und 34.594 Frauen – waren unter anderem nach ihrem Kaffeekonsum befragt worden. In den folgenden 12 Jahren kam es bei 4.311 Männern und bei 2.730 Frauen zum Vorhofflimmern.
Das Risiko auf diese häufigen Herzrhythmusstörungen war jedoch auch für starke Kaffeetrinker mit median sechs Tassen am Tag nicht erhöht. Larsson ermittelt für diese Gruppe ein relatives Risiko von 1,01 mit einem engen 95% Konfidenzintervall von 0,93 bis 1,10, was ein deutlich erhöhtes Risiko nahezu ausschließt. Larsson konnte zudem eine längere Reihe von Störfaktoren wie Alter, Bildung, Rauchen, Herzinfarkt oder andere Herzerkrankungen in der Vorgeschichte, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Wandern/Radfahren und den Konsum von Alkohol und Tee ausschließen.
Auch eine Meta-Analyse unter Einschluss von vier weiteren Studien aus Schweden und den USA mit 10.406 Erkrankungen am Vorhofflimmern auf 248.910 Personen lieferte keine Verdachtsmomente. Bleibt nur noch auf die Schwächen der Studie hinzuweisen. Sie bestehen darin, dass der Kaffeekonsum nur ein einziges Mal erfragt wurde und der Koffeingehalt nicht ermittelt werden konnte. Nicht ganz auszuschließen ist zudem, dass einige Personen aufgrund eines symptomatischen Vorhofflimmerns ihren Kaffeekonsum eingeschränkt haben könnten, was die Ergebnisse natürlich verfälschen würde. © rme/aerzteblatt.de
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