Berlin/Hamburg – Die Mehrzahl der syrischen Flüchtlingskinder ist in besorgniserregendem Maß massiv körperlich und psychisch belastet. Mehr als ein Drittel leidet unter einer psychischen Störung, die Mehrzahl hat eine körperliche Krankheit. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Klinikums rechts der Isar und der Technischen Universität München in einer bayerischen Erstaufnahmeeinrichtung. Vor diesem Hintergrund plädiert die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ) für eine nachhaltige psychotherapeutische Betreuung der Betroffenen.
Im Rahmen der Untersuchung hatten die Ärzte bei 63% der Kinder und Jugendlichen Karies festgestellt, 25% litten unter Atemwegserkrankungen, bei 42% fehlten Impfungen. Jedes zehnte Kind musste akut behandelt werden.
„Besonders gravierend ist jedoch, dass 22% der syrischen Kinder unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), 16% unter einer Anpassungsstörung leiden“, mahnte die DGSPJ. Sie befürchtet aufgrund der psychischen Gesundheitsprobleme langfristige Beeinträchtigung der Kinder und Jugendlichen.
Um notwendige Impfungen zu veranlassen und Traumatisierungen frühzeitig zu erkennen, seien präventive Maßnahmen dringen erforderlich, so die Fachgesellschaft. Zudem forderte sie Politik und Entscheidungsträger auf, zeitnah einen psychotherapeutischen Stufenplan zu implementieren.
Dieser solle sowohl psychoedukative Maßnahmen für Flüchtlingsfamilien in den Erstaufnahmeeinrichtungen als auch Angebote für stabilisierende therapeutische Kurzinterventionen belasteter Familien enthalten. Darüber müsse für minderjährige Flüchtlinge mit intensivem Behandlungsbedarf eine rasche Aufnahme in traumaspezifischen Einrichtungen ermöglicht werden. © hil/aerzteblatt.de
Quelle: www.aerzteblatt.de