In Griechenland selbst werden nur wenig Medikamente hergestellt. Ein Großteil wird eingeführt, viel auch aus Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hatten die Exporte von pharmazeutischen Erzeugnissen im vergangenen Jahr einen Wert von rund 712,5 Millionen Euro. Dieser Wert lag 2013 und 2012 ähnlich hoch.
Lauterbach wirft Pharmaindustrie „unethisches” Verhalten vor
Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach warf nun deutschen Pharmakonzernen vor, sie würden ihre Lieferungen nach Griechenland wegen ausstehender Zahlungsverpflichtungen einschränken. Dies sei „unethisch”: „Die Pharmafirmen fahren zum Teil Gewinne von 15 bis 20% ein“, sagte Lauterbach dem Kölner Stadt-Anzeiger vom 09.07.2015. „Da sollte ein Zahlungsengpass zu überbrücken sein.” Unternehmen könnten einem kleinen Land nicht einfach die Arzneimittelversorgung kappen, nur weil das Geld knapp sei.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) wies diese Vorwürfe zurück. Es sei immer einfach, anderen unethisches Verhalten vorzuwerfen, erklärte der Verband in Berlin. Die Gewinnspannen seien bei Unternehmen „extrem unterschiedlich“. Schon jetzt hätten Unternehmen auf Millionenzahlungen verzichtet oder hätten extreme Außenstände. Für einzelne Firmen könne dies betriebswirtschaftlich extrem problematisch werden.
Dennoch: Auch die Pharmahersteller suchten nach Wegen, die Versorgung mit Medikamenten in Griechenland stabil zu halten, versicherte der Verband. Sie erwarteten dabei aber „entsprechend Hilfe: Bürgschaften oder andere Lösungen”.
Griechischer Arzneimittelmarkt wird von teuren Originalpräparaten dominiert
Lauterbach kündigte in dem Interview an, die Koalition werde sich um eine konzertierte Aktion von Arzneiherstellern und Krankenkassen bemühen. „Jetzt muss humanitär geholfen werden, und zwar im Eiltempo. Die Lage ist prekär.”
Der SPD-Politiker forderte, preiswerte Arzneimittel zu deutschen Einkaufspreisen auf den griechischen Markt zu bringen. Das Geschäft in Griechenland werde von Originalpräparaten dominiert, sagte er der Zeitung. Daher seien Medikamente dort wesentlich teurer als hierzulande. Der BPI gab zu bedenken, es müsse dann auch sichergestellt werden, dass die gelieferten Arzneimittel in Griechenland blieben – und nicht wegen ihres günstigen Preises in andere europäische Länder reimportiert würden. © afp/aerzteblatt.de
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