Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft innerhalb der nächsten drei Monate in eine Rezession gerät, ist auf einen sehr niedrigen Wert gesunken. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung.
Für den Zeitraum von April bis Ende Juni 2013 weist das IMK-Frühwarninstrument eine Rezessionswahrscheinlichkeit von nur noch 2,6 Prozent aus. Das sind drei Prozentpunkte weniger als in der letzten Prognose vom März. Seit Dezember 2012 liegt die Rezessionswahrscheinlichkeit nach dem Ampelsystem des Indikators eindeutig im „grünen Bereich“. Das heißt, die Rezessionswahrscheinlichkeit ist gering (niedriger als 30 Prozent).
Die aktuelle Vorhersage beruht auf dem Datenstand von Anfang April. Das IMK nutzt für seinen Indikator die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf Nachfrageeinbrüche reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. In die Gleichungen des Konjunkturindikators fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren.
Die sehr günstige Prognose des Indikators beruht darauf, dass eine Reihe von Frühindikatoren in der Tendenz eine verhalten optimistische konjunkturelle Expansion ankündigen. So hellen sich die Stimmungsindikatoren auf und die Finanzmarktvariablen sind aufwärtsgerichtet. Auch die Auftragseingänge, insbesondere aus dem Inland, nehmen etwas verstärkt zu. Dabei ist nach Analyse des IMK der deutliche Anstieg der Aufträge für Investitionsgüter besonders wichtig. Dies ist erfahrungsgemäß ein klarer Hinweis, dass die Konjunkturdynamik insgesamt in den nächsten Monaten an Breite gewinnen könnte und aufwärtsgerichtet sein wird.
Diese Tendenz des Konjunkturindikators stimmt mit dem Bild überein, welches das IMK in seinen jüngsten Prognosen von der Konjunktur in Deutschland gezeichnet hat:
Die Exporte sind zwar von der Krise im Euroraum belastet, die deutsche Wirtschaft vermag dies aber teilweise durch vermehrte Ausfuhren in Länder außerhalb der Währungsunion zu kompensieren. Hierfür dürfte der insgesamt immer noch niedrig bewertete Euro eine erhebliche Rolle spielen. Hinzu komme, dass die Binnennachfrage in Deutschland sich allmählich belebt, so das IMK.
Die Konsumnachfrage wird durch die höheren Lohnzuwächse gestärkt, die Investitionen profitieren vom niedrigen Zinsniveau.
All dies reiche, um eine Rezession mit hoher Wahrscheinlichkeit zu vermeiden, erklären die Konjunkturforscher. Es genüge aber nicht, um eine konjunkturelle Dynamik zu erzeugen, die zu einem kontinuierlichen Beschäftigungsaufbau führt.
Quelle: www.boeckler.de