Im Jahr 5 nach Lehman: Viel Tamtam und wenig Wirkung

Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 war der Auslöser für die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. Sicher erinnern Sie sich noch: Künftig sollten „alle Marktteilnehmer, alle Produkte und alle Märkte wirklich überwacht und reguliert werden.“ So verkündeten es die Regierungen der größten Industriestaaten der Welt, nachdem die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers die schwerste Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit auslöste.

Fünf Jahre sind seither vergangen und viele Verordnungen, Erklärungen und Gesetze zur Regulierung der Finanzmärkte haben seither das Licht der Welt erblickt. Doch deren Wirksamkeit hält sich trotz viel Tamtam in Grenzen. Von sicheren Finanzmärkten kann auch in Deutschland keine Rede sein.

Geordnete Abwicklung nur schwer vorstellbar

Ursprünglich nur bis Ende 2009 befristet, musste seitdem der aus dem Steuertopf finanzierte Sonderfonds zur Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) von Jahr zu Jahr zur Stützung kriselnder Banken weiter offengehalten werden. Dabei sollte eigentlich seit 2010 ein von den Banken finanzierter Restrukturierungsfonds und ein dazugehöriges Abwicklungsverfahren sicherstellen, dass Banken in die Pleite gehen können, ohne die ganze Volkswirtschaft mit in den Abgrund zu reißen. Zwar hat die Regierung seinerzeit die Skepsis von Insolvenzexperten, die „geordnete Abwicklung“ einer Großbank sei nur schwer vorstellbar, in den Wind geschlagen, doch die Probe aufs Exempel wagt sie offenbar auch nicht. Trotzdem soll das Restrukturierungsgesetz nun auch noch als Blaupause für die ganze EU dienen. Währenddessen werden die Großbanken noch größer und können die Staaten noch eher erpressen.

Ebenso ist das Gros der Geschäfte, die von den Anbietern gerne als „Finanzprodukte“ bezeichnet werden, weder ausreichend überwacht noch hinreichend reguliert. Statt nur das zuzulassen, was auch auf Herz und Nieren geprüft ist, ist weiterhin alles erlaubt was nicht ausdrücklich verboten ist. Bis dahin investieren Fondsmanager Gelder für die private Altersvorsorge in riskante Verbriefungen von Versicherungsrisiken, wie jüngst die Presse berichtete. Der Verbraucherschutz wird so zum Wettlauf zwischen Hase und Igel. Finanzaufsicht und Kunden haben das Nachsehen.

Ratingagenturen faktisch aufgewertet

Und nach viel Wirbel um die Rolle der Ratingagenturen, die mit falschen Ratings die Weltwirtschaft an den Abgrund führten, kam für diese kaum mehr als eine Zulassungspflicht heraus. Ihre Ratings versetzen heute noch Staaten und Unternehmen in Panik. Faktisch wurden sie aufgewertet. Währenddessen blieben die großen Prüfungsgesellschaften, die mancher Bank noch vor ihrer Pleite bestes Wirtschaften attestierten, bis heute völlig ungeschoren. Auch hätte das deutsche Trennbankengesetz das Desaster der IKB nicht verhindern können.

Passiert ist also schon was, nur bewirkt hat es wenig. Bereits vor fünf Jahren forderte der DGB unter anderem eine zügige Einführung der Finanztransaktionsteuer, einen Finanz-TÜV, einen eigenen Haftungsverbund für die Privatbanken und die Austrocknung der Steuer- und Regulierungsoasen. Die beherzte Umsetzung dieser Forderungen hätte mehr bewegt, als alle Finanzmarktstabilisierungsgesetze dieser Regierung zusammen.

Quelle: www.dgb.de

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