Aachen/Düsseldorf – Obwohl fast jeder zweite Mensch in seinem Leben Opfer von körperlicher oder psychischer Gewalt wird, wird dies als Auslöser für gesundheitliche Beeinträchtigung oft nicht erkannt. Zu diesem Ergebnis kommt das vom Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und der Europäischen Union geförderte Projekt „Gender Gewaltkonzept“ der Uniklinik Aachen gemeinsam mit der Aachener Beratungsstelle „Frauen helfen Frauen“.
Im Rahmen des Projekts haben die Wissenschaftler 5.000 Patienten des Klinikums Aachen systematisch nach ihren Gewalterfahrungen befragt und die gesundheitlichen Auswirkungen erfasst. 43% der weiblichen und 38% der männlichen Befragten gaben an, körperliche und/oder psychische, sexuelle oder wirtschaftliche Gewalt erlebt zu haben.Während betroffene Frauen häufig mit Depressionen, Schlafstörungen oder Selbstverletzungen reagieren, zeigen Männer mehr körperliche Verletzungen und ein problematisches gesundheitliches Verhalten wie Suchtmittelmissbrauch oder riskantes Sexualverhalten. Beide Geschlechter leiden je nach Art und Ausmaß der erlebten Gewalt unter posttraumatischen Belastungsstörungen, sexuellen Störungen, Suizidgefahr sowie Haut- und Atemwegserkrankungen.
Eine Befragung unter den Ärzten des Klinikums Aachens im Rahmen des Projekts zeigte außerdem, dass viele von ihnen im Umgang mit Gewaltopfern unsicher sind und Gewalt als mögliche Ursache häufig nicht berücksichtigen. Fortbildungen konnten diese Kompetenzen deutlich verbessern.
„Die Ergebnisse des Projekts sind wegweisend. Sie zeigen wie wichtig es ist, dass Ärzte Gewalt als Ursache für gesundheitliche Beeinträchtigungen erkennen und ihnen dabei die unterschiedlichen Auswirkungen bei Frauen und Männern bekannt sind“, sagte NRWs Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Grüne). © hil/aerzteblatt.de
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