Die Ausgrabungen im Vorfeld der Sanierung von Oper und Schauspiel dauern zwar zurzeit noch an, die Kölner Bodendenkmalpflege sieht aber den Anlass gekommen, eine Bilanz zu ziehen. Die Archäologen untersuchten die rund 2.500 Quadratmeter große Fläche zwischen Schauspielhaus und den früheren Opernterrassen an der Brüderstraße und den Bereich hinter der Oper an der Krebsgasse (rund 800 Quadratmeter).
Die Funde decken einen Zeitraum von etwa 1900 Jahren ab. Die Bandbreite reicht von römischen Wandmalereien aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus bis zu neuzeitlichen Kellerräumen von Häusern, die zwischen 1942 und 1945 bei Bombenangriffen zerstört wurden. Als Zeitzeugen stimmen manche Fundstücke den Betrachter nachdenklich, andere lassen ihn schmunzeln.
So stellten die Archäologen fest, dass viele Bewohner der zerstörten Häuser ihre Habseligkeiten nicht mehr aus den Kellern retten konnten. Die Bodendenkmalpflege kam über 70 Jahre nach der Tat aber auch einem Langfinger auf die Spur. Der Dieb hatte sechs Taschenuhren am Rand einer Zisterne versteckt. Vermutlich nicht aus Köln stammte der Besitzer des Bierkrugs mit der Aufschrift „Hätt Adam bayrisch Bier besessen, hätt er den Apfel nicht gegessen“.
Dagegen floss in den Adern des Eigentümers einer Sammlung von Karnevalsorden aus den Jahren 1890 bis 1926 mit Sicherheit kölsches Blut. Dekorativ wirken eine 60 Zentimeter große Jungendstil-Bronzebüste, eine Vase aus Meißner Porzellan und eine Hummelfigur mit zwei Herzen in den Armen. Die Untersuchungen der Kellerräume können als Beispiel für die Neuzeitarchäologie dienen, die zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Auf dem zweiten Grundstück an der Krebsgasse hatten die Archäologen gar nicht damit gerechnet, auf umfangreiche historische Funde zu stoßen. Die Baupläne für die Oper aus den 1950er Jahren wiesen an dieser Stelle zahlreiche massive Punktfundamente aus, die die archäologischen Schichten zerstört hätten. Offensichtlich kamen diese Pfahlgründungen jedoch nicht in voller Zahl zur Ausführung, denn die Bodendenkmalpflege legte Relikte von römischen Wohnhäusern frei, die in dieser Qualität nicht zu erwarten waren.
Zu den Aufsehen erregenden Funden gehört eine farbig bemalte acht Quadratmeter große Lehmwand aus dem 1. und 2. Jahrhundert, die noch zur Römerzeit umgestürzt war. Der Leiter der Bodendenkmalpflege und Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Dr. Marcus Trier, will sie nach der Restaurierung in seinem Haus aufstellen.
Quelle: www.stadt-koeln.de