Knapp 2,46 Millionen Kinder und Jugendliche leben in Deutschland unter der Armutsgrenze. Das entspricht einer Armutsquote von 18,9 Prozent bei Personen unter 18 Jahren – 3,8 Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der Gesamtbevölkerung.
Unter den Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist sogar fast jeder Dritte (30,3 Prozent) von Armut betroffen. Von den Kleinkindern unter drei Jahren lebt jedes fünfte (20,5 Prozent) in einem Haushalt mit einem Einkommen unter der Armutsschwelle. Regional unterscheiden sich die Armutsquoten von Kindern und Jugendlichen erheblich: Am höchsten ist der Anteil in Bremen (32,6 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (30,1 Prozent), Sachsen-Anhalt (28,1 Prozent) und Berlin (27,1 Prozent). Die niedrigsten Kinder-Armutsquoten finden sich in Bayern (11,8 Prozent), Baden-Württemberg (13,2 Prozent) und Hessen (15,4 Prozent). Mit Abstand die meisten armen Kinder und Jugendlichen leben in Nordrhein-Westfalen: 678.000. Da das bevölkerungsstärkste Bundesland mit 22,8 Prozent auch eine relativ hohe Armutsquote hat, gibt es zwischen Rhein und Weser mehr Kinder und Jugendliche in Armut als in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammengenommen – obwohl diese drei Länder deutlich mehr minderjährige Einwohner haben als NRW. Das ergibt eine neue Auswertung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der Hans-Böckler-Stiftung. Sie liefert aktuelle Zahlen zur Armutsentwicklung unter Kindern und Jugendlichen in allen Bundesländern seit 2005.
Die Wissenschaftler Dr. Eric Seils und Daniel Meyer vom WSI haben die neuesten Daten aus dem Mikrozensus ausgewertet. Sie zeigen, dass die Armutsquote von Kindern und Jugendlichen trotz der soliden wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren nur wenig gesunken ist. Zwar ging der Anteil von 2005 bis 2010 leicht zurück. Von 2010 auf 2011 stieg die Armutsquote aber wieder an, so dass die Kinderarmut im vergangenen Jahr nur um 0,6 Prozentpunkte niedriger lag als 2005 (19,5 Prozent). Etwas positiver war die Entwicklung bei Kleinkindern sowie bei Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund – allerdings auf einem weitaus höheren Niveau der Armutsbelastung: Die Armutsquote bei den Kindern von Einwanderern sank zwischen 2005 und 2011 mit geringfügigen Schwankungen von 32,7 auf 30,3 Prozent.
Als arm gilt nach gängiger wissenschaftlicher Definition, wer weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Für ein Elternpaar mit einem Kind unter 14 Jahren liegt die Armutsschwelle bei einem Haushaltseinkommen von 1526 Euro im Monat.
Quelle: www.boeckler.de