Wer aus dem Ausland kommt und in Nordrhein-Westfalen als Arzt arbeiten möchte, muss seit Anfang 2014 den Deutsch-Test vor einer Ärztekammer bestehen – mehr als jeder Dritte fällt bei der Fachsprachen-Prüfung allerdings durch. Das teilte das Gesundheitsministerium Ende April mit. Demnach liegt die Quote bei rund 35%.
„Kliniken, die gezielt Mediziner aus dem Ausland anwerben, sollen auch Unterstützung bei der sprachlichen Ausbildung anbieten“, sagte ein Sprecher. Zuvor hatte der Chef des Marburger Bundes und Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, laut Medienberichten beklagt, viele Kliniken würden zwar aktiv Mediziner im Ausland anwerben, sich aber „nicht oder nur wenig um die sprachliche Ausbildung kümmern“. Der Deutschen Presse-Agentur sagte er, Krankenhausträger und Ärzte selbst seien in der Pflicht. Die Verwaltungen wollten häufig aber nur vakante Stellen besetzen.Ministerium sieht auch andere Gründe
Das Ministerium sieht noch andere Gründe für die hohe Durchfallquote: Kandidaten würden sich schlecht einschätzen, bereiteten sich wenig vor und verfügten trotz Zertifikats über schlechte Sprachkenntnisse. Diese Ansicht teilt auch Theodor Windhorst, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe: „Ich glaube, dass viele Kandidaten nicht wissen, worauf sie sich einlassen und sich überschätzen.“
Die Zuständigkeit für die Tests liegt seit 2014 nicht mehr bei den Bezirksregierungen, sondern bei den Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe. Mit diesem Schritt wurden auch die Anforderungen angehoben und vereinheitlicht. Die Kammern müssen nicht nur Hörverstehen und Sprachfertigkeit, sondern auch die schriftliche Ausdrucksfähigkeit prüfen. Zur Berufsanerkennung müssen die Ärzte außerdem ein simuliertes Patientengespräch absolvieren.
Die Krankenhausgesellschaft NRW sieht in dieser Anhebung des Niveaus den Grund für die hohe Durchfallquote, sagte ein Sprecher. Vor 2014 lag die Quote laut Ministerium noch bei 25%.
Forderung nach neuer Prüfung
Indes fordert die „Deutsche Stiftung Patientenschutz“, dass auch jene ausländischen Ärzte, die ihre Zulassung in den vergangenen fünf Jahren bekommen haben, neu geprüft werden. „Es ist zu vermuten, dass die Ergebnisse nicht besser sind. Für die Patienten ein Risiko, das nicht akzeptiert werden darf“, teilte die Stiftung mit.
Rund 7400 der insgesamt 38 000 Ärzte an NRW-Krankenhäusern stammen aus dem Ausland, also fast jeder Fünfte. Die Zahl der berufstätigen Ärzte aus dem Ausland habe sich innerhalb von weniger als zehn Jahren verdoppelt, sagte ein Ministeriumssprecher. 2014 wurden an den beiden Ärztekammern insgesamt rund 1250 Prüfungen durchgeführt. Wer durchfällt, kann sie unbegrenzt wiederholen.
Bundesweit hat man sich im Sommer 2014 auf eine einheitliche Regelung geeinigt. Nach einem Beschluss der Gesundheitsminister sollen in allen Bundesländern Sprachtests auf hohem Niveau eingeführt werden – auch um Prüfungstourismus zu vermeiden.
Quelle: www.kgnw.de