Die Römer liebten Musik in allen Lebenslagen. Auch die in Köln. Das zeigen nicht nur viele Abbildungen auf Vasen, Mosaiken, Kultgegenständen oder kleine Bronzefiguren. Es gab sogar theoretische Auseinandersetzungen, und mancher Experte ärgerte sich schon damals über das einfache Volk, das sich bei Musik mit vier oder fünf Tönen zufrieden gab. Im Römisch-Germanischen Museum gibt jetzt eine Ausstellung Einblick in die „Musik im römischen Köln“.
Gezeigt werden nicht nur Fundstücke aus Köln und aus den Beständen des Museums, Museen aus Bonn und Trier sowie das Institut für Altertumskunde der Uhiesigen Universität haben mit Leihgaben zu dieser Ausstellung beigetragen. Und wer mehr wissen und sehen will, wird auf „Schnitzeljagd“ durch das Haus geschickt: In der Dauerausstellung sind rund 60 Objekte mit dem Logo der Sonderausstellung – einer stilisierten Lyra – gekennzeichnet.
Tuba, Cithara, Trigonum, Sistrum, Tintinnabula oder Crepitacula hießen die Instrumente. Aus Holz, Knochen oder Tierhaut gefertigt, haben nur wenige den Lauf der Zeit überdauert. Jede Menge Glöckchen aus Metall gibt es zu sehen. Klappern, Tonvögel, die mit Steinchen gefüllt waren. Eine Tibia: eine Flöte, bei der auf einem Hohlknochen zwei Bronzeröhren verschoben werden konnten und so unterschiedliche Tonlagen möglich waren.
Viele Instrumente konnten aufgrund von Abbildungen nachgebaut werden. Panflöten (Syrinx), Lyras – die schon damals mit einem Plektrum gespielt wurden. Oder das zu einem Rund gebogene „Cornu“: 3,30 ist der Rohr lang – wegen seines eindrucksvollen Aussehen ist es ein beliebtes Requisit in Sandalenfilmen. Besonders faszinierend: Der Nachbau einer kleinen Wasserorgel mit vier Registern. Das Original wurde relativ unversehrt in den 1930er Jahren bei Budapest ausgegraben. Dank einer Inschrift weiß man sogar, wann es gebaut wurde: 228 n. Chr.
Man weiß, dass es unterschiedliche Stilrichtungen gab, der Zeitgeschmack neue Instrumente favorisierte. Aber wie klang es damals? Noten sind nicht überliefert, aus den musiktheoretischen Schriften können Wissenschaftler aber die alten Kompositionen erschließen.
Das machte Musikern von heute Mut, nach antiker Art zu komponieren. Ausgesuchte Werke sind als Hintergrundmusik zu hören und klingen gar nicht schlecht. Außerdem sind Ausschnitte aus Filmen wie „Ben Hur“ zu sehen – die zeigen aber mehr Phantasie als reale Rekonstruktion. Am 10. August gibt die Archäologin und Musikerin Susanne Rühling ein konzert mit Wasserorgel und Lyra. Schließlich ist ein kleiner, höchst informativer Katalog erschienen. (js)
„Lyra, Tibiae, Cymbala: Musik im römischen Köln“ – bis 3.11.2013, Römisch-Germanisches Museum, Roncalliplatz 4, 50667 Köln, Tel. 0221 / 22 12 44 38. Öffnungszeiten: Di-So 10-17 Uhr, Do 10-20 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat 10-22 Uhr, Katalog 14,90 Euro