Sonntag, 27. Januar 2013
Beginn: 16.00 Uhr
Ort: AntoniterCityKirche, Schildergasse
80 Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten – wollen wir der Kölnerinnen und Kölner gedenken, die als erste Opfer des beginnenden Nazi-Terrors wurden.
Die ersten Opfer der Gewalt verschwanden unmittelbar nach dem Reichstagsbrand am 27.2.1933 in den Haft-und Folterstätten der Kölner Polizei und der aus SA, SS und Stahlhelm rekrutierten „Hilfspolizei“. Nachdem wesentliche Grundrechte aufgehoben waren, kam es in den folgenden Wochen in den Arbeitervierteln der Stadt zu überfallartigen Durchsuchungs- und Verhaftungsaktionen. Die Kölner politische Polizei nahm zunächst die lokale KPD-Leitung ins Visier. In den folgenden Monaten wurden zahlreiche Vertreter der SPD und der freien Gewerkschaftsbewegung verhaftet. Nach meist mehrwöchiger „Schutzhaft“ wurden die Häftlinge oft in auswärtige Haftstätten, wie die Emslandlager, das KZ Sonnenburg oder die Arbeitsanstalt Brauweiler transportiert.
Innerhalb weniger Wochen hatten die Nazis in Köln ihre Macht etabliert und ihre Gegnerinnen und Gegner ausgeschaltet. Eine besondere Rolle spielte dabei das „Braune Haus“ in der Mozartstraße 28, das sich als Sitz der Gauleitung in den Sommermonaten 1933 zur Zentrale des Terrors in Köln entwickelte. Die Gefangenen wurden bei Verhören brutal misshandelt und gefoltert.
Die Kölner Bevölkerung konnte alltäglich beobachten, wie Nachbarinnen und Nachbarn mit Gewalt aus ihren Wohnungen entführt, „Schutzhäftlinge“ offen durch die Stadt gezerrt wurden. SA-Leute prahlten in der Öffentlichkeit mit Misshandlungen und in der Mozartstraße waren die Schreie aus dem „Braunen Haus“ so deutlich zu hören, dass eine Wand des Kellers verstärkt werden musste. Dieses Wissen um die Misshandlungen und Ermordungen der Nazigegnerinnen und -gegner sollte den Widerstandswillen der Arbeiterschaft erschüttern und eine Solidarisierung der Bevölkerung mit den Verfolgten verhindern. Diese beobachtete das Geschehen aus der Distanz. Selten schritt eine Person zugunsten des Opfers ein.
Indem wir die Ereignisse dieser ersten Monate des NS-Terrors in Köln nachzeichnen, wollen wir an die Menschen erinnern, die sich von Anbeginn dem Naziterror entgegenstellten, ebenso aber auch an alle späteren Opfer, aus welchen Gründen sie auch verfolgt, erniedrigt und ermordet wurden.
Manche von ihnen befanden sich 1945 unter den aus den Konzentrationslagern befreiten Häftlingen. Sie hatten oft nur mit schweren gesundheitlichen Schäden die NS-Zeit überlebt.
Ihr Schwur „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“ hat auch heute nichts an Aktualität verloren – 20 Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag in Solingen, der fünf Menschen das Leben gekostet hat, und 10 Jahre nach dem neonazistischen Bombenattentat in der Keupstraße.
Wir sind alle aufgefordert, einen Beitrag zu leisten, dass Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserer Stadt der Boden entzogen und ein demokratisches und menschliches Miteinander möglich wird.
Erinnern an die Opfer der NS-Zeit, leistet dazu einen Beitrag!
Quelle: www.koeln-bonn.dgb.de