Berlin, 20. November 2012. Die Redebeiträge aus Politik und Wissenschaft, die das Wirken von Klaus J. Bade als engagierten Wissenschaftler und kritischen Politikberater würdigen, sind als Festschrift erschienen. Als „großen Aufklärer“ beschreibt ihn Dr. Heiner Geißler in seinem Festvortrag.
Bade habe eine wissenschaftliche Fundierung der Integrations- und Zuwanderungspolitik vorgelegt und maßgeblich dazu beigetragen, dass aus der Ausländerpolitik nach Jahrzehnten eine Einwanderungs- und Integrationspolitik geworden sei. Bade habe der lange anhaltenden „defensiven Erkenntnisverweigerung“ der Politik klare Argumente entgegengesetzt. Er habe einen langen Atem gebraucht, bis das Paradigma ‚Deutschland ist kein Einwanderungsland‘ schließlich gefallen sei.
Prof. Oberndörfer würdigte Bade als „international geachteten Migrationshistoriker“, der die Debatte über Migration und Integration in Deutschland nachhaltig geprägt habe. Sein Prestige als Wissenschaftler habe er als vertrauensbildendes Kapital für sein engagiertes Eintreten für eine konzeptorientierte, aktive Integrations- und Zuwanderungspolitik genutzt.
Zu den Meilensteinen im Wirken von Klaus J. Bade zählt die Gründung des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück. Das von Klaus J. Bade initiierte „Manifest der Sechzig: Deutschland und die Einwanderung“ von 60 Professorinnen und Professoren verschiedener Fachrichtungen über Konsequenzen der demografischen Entwicklung und die Notwendigkeit aktiver Migrations- und Integrationspolitik markierte 1993 eine „Zäsur in der Migrationsdebatte“. Den mit dem Manifest eingeschlagenen Weg „kritischer Politikberatung“ setzte Bade mit dem 1998 gegründeten Rat für Migration (RfM) fort. Es folgte 2003 die Berufung in den Zuwanderungsrat durch Bundesinnenminister Otto Schily. Das Beratungsgremium unter dem Vorsitz von Rita Süßmuth wählte Klaus J. Bade zum stellvertretenden Vorsitzenden.
Der Zuwanderungsrat wurde allerdings bereits Ende 2004 wieder abgeschafft. Es blieb die Leerstelle einer wissenschaftlich fundierten und vor allem unabhängigen Politikberatung in Fragen von Integration und Migration. Diese Lücke füllte der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, der 2008 auf Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung sowie weiteren sechs Stiftungen ins Leben gerufen wurde. Das ideelle Grundkonzept für den SVR wurde von Klaus J. Bade entworfen.
Prof. Rita Süssmuth, Mitglied der Findungskommission des SVR hob hervor, dass der Sachverständigenrat dem angelsächsischen Beispiel der unabhängigen Politikberatung folge. Im Sinne des von Klaus J. Bade entwickelten Konzepts der „kritischen Politikberatung“ begleite der SVR die Politik mit wissenschaftlich fundierten und handlungsorientierten Empfehlungen. Der SVR informiere die Öffentlichkeit sachlich und unabhängig und gebe der integrations- und migrationspolitischen Debatte neue Impulse.
Die großen Verdienste von Klaus J. Bade würdigten in ihren Redebeiträgen außerdem die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Prof. Dr. Maria Böhmer, die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Aydan Özoğuz, der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Cem Özdemir sowie der SVR-Kuratoriumsvorsitzende, Staatssekretär a.D. Rüdiger Frohn. Im Namen der Stiftungen dankten Prof. Dr. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator und Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, Prof. Bade für sein großes Engagement. Für die Sachverständigen sprachen die neue SVR-Vorsitzende Prof. Dr. Christine Langenfeld und Prof. Dr. Heinz Faßmann dem scheidenden Gründungsvorsitzenden ihren Dank für die hervorragende Zusammenarbeit aus.
Quelle: Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration GmbH