Die Eskalation der Krise in Griechenland verursachte eine neue Auswanderungswelle. Bevorzugte Länder der neuen griechischen Migranten sind u.a. Deutschland, Frankreich, Großbritannien. Die wichtigsten sozioökonomischen Merkmale dieser Migration sind:
1. Die Mehrheit der griechischen Migranten besteht aus qualifizierten Arbeitern und Handwerkern, aus Freiberuflern und Hochschulabsolventen. 2. Bei der neuen Migration fehlt eine moderne, bilaterale Planung analog dem deutsch-griechischen Vertrag von 1960. Man könnte sie als «unorganisierten, panischen Exodus» charakterisieren.
3. Die meisten neue Migranten sprechen kein Deutsch. 4. Viele suchen blind im Internet nach irgendwelchen Informationen oder rufen nach dem Zufallsprinzip irgendwelche griechischen Vereine an, über sie nichts wissen. 5. Die Mehrheit hat keinerlei Kenntnisse über den deutschen Alltag, über die sozialen Strukturen und die Arbeitsverhältnisse in Deutschland. 6. Die große Masse der Auswanderer konzentriert sich auf die deutschen Großstädte.
So stellen wir fest, dass im Gegensatz zu den 60er Jahren die wenigsten neuen griechischen Migranten unqualifiziert sind. Sie ähneln aber katastrophal der älteren Generation der Migranten, indem auch sie keine Sprach – und Landeskenntnisse haben. Solche Voraussetzungen rufen falsche Erwartungen und Entscheidungen hervor, wie z.B.:
– Manche suchen eine Stadt allein nach dem Kriterium der Einwohnerzahl aus. So landen sie in Berlin, wo die höchsten Arbeitslosigkeit unter den 16 Bundesländern herrscht (=12,0% Arbeitslosigkeit, Bundesagentur für Arbeit, Juni 2012).
– Einige erklären in ihrer Panik, dass sie «jedwede Arbeit übernehmen können» und erwecken somit den Eindruck des minimalen Interessens an ihre Qualifizierung oder den Anschein, das ihnen eine Qualifikation schlechthin fehlt.
– Viele unqualifizierte Kräfte überschätzen die Arbeitsmöglichkeiten innerhalb der griechischen Gastronomie in Deutschland.
Bilanz der bisherigen Beratungshilfe der Griechischen Gemeinde in Köln
Die Griechischen Gemeinden in Deutschland könnten den neuen Migranten als Vermittler dienen. Wichtigste Voraussetzungen: qualifiziertes Personal oder ehrenamtlichen Helfer oder beides, Webseiten um schnelle und direkte Kommunikation zu erreichen und Einrichtung von Beratungsstellen in den Gemeinden für persönliche Kontakte mit den neuen Auswanderern.
Darüber hinaus sollten allen Gemeinden ihre Vernetzung mit Institutionen, Vereinen, Parteien auf kommunaler Ebene, sowie mit Diakonischem Werk und Caritas, mit lokalen oder Wirtschaftsverbänden und -vereinigungen der Bundesländer und letztendlich auch mit Schul- und Bildungsbehörden erweitern und verbessern.
In diesem Sinne konnten wir die Beratungshilfe der Griechischen Gemeinde in Köln, die 2012 ihr 50jähriges Jubiläum feierte, als „gut“ auswerten aber immer noch als erweiterungs- und verbesserungsbedürftig bezeichnen.
Seit 2010 empfing die Gemeinde Mails, Telefonate oder sporadische Besuche von neuen griechischen Migranten. Von September 2011 bis November 2012 wurde diese Tendenz um ein Vielfaches intensiver: ca. 400 Migrationswillige oder neue Auswanderer wurden beraten. Davon waren 65% Hochschulabsolventen oder Freiberufler mit zumindest einer Fremdsprache (z.B. Architekten, Informatiker bzw. IT-Spezialisten, Ingenieure, Pfleger). 20% waren qualifizierte Handwerker wie z.B. Konditoren, Köche, Hotelmanager usw. und 15% unqualifizierte Kräfte. Alle Hochschulabsolventen beherrschten sehr gut Englisch oder auch Französisch, keiner aber Deutsch.
Die Informationen, die die ehrenamtlichen Helfer der Gemeinde weiter vermitteln sind: In welchen Wirtschaftssektoren gibt es Mängel an Arbeitskräften, wohin kann man sich wenden um konkreten Arbeitsangebote zu finden, welche Institutionen oder soziale Verbände bieten eine fachspezifische Betreuung an, wo und wie kann man Berufsabschlüsse oder Ausbildungszeugnisse anerkennen lassen, wie findet man eine Wohnung, warum besteht Meldepflicht beim Einwohnermeldeamt, wie sind die Lebenshaltungskosten in bestimmten Regionen oder Großstädten, und in welchen Regionen oder Städten besteht Nachfrage in ihrem Beruf?
Fazit
– Die meisten neuen Migranten haben die Beratungshilfe der Griechischen Gemeinde in Köln eher zufällig ausgesucht.
– Wenige Auswanderer sind Mitglieder der Gemeinde geworden und noch weniger nehmen an deren Aktivitäten teil.
– Das größte Problem der neuen griechischen Migranten sind die fehlenden Sprach- und Landeskenntnisse / wir brauchen wieder mehr qualifizierte griechische Berater.
– Zum Schluss müssen wir die Einrichtung einer sofortigen, offenen Kommunikationsleitung und gegenseitige Hilfe durch alle Institutionen, Vereine und Behörden als unabdingbar erkennen, um den neuen Migranten effektiv und schnell zu helfen.