Endlich Sommerferien! In Berlin können schulpflichtige Kinder und Jugendliche bereits seit der vergangenen Woche faulenzen. Bis Ende Juli folgen die anderen 15 Bundesländer nach – in Bayern, wo die Sommerferien zuletzt starten, endet die schulfreie Zeit sogar erst am 11. September. Damit erstreckt sich die Sommerferienperiode, in der mindestens ein Bundesland urlaubt, über ganze zwölf Wochen.
Wie jedes Jahr werden auch in diesem Sommer Millionen von Bundesbürgern das Weite suchen. Und da die Deutschen nicht nur in der warmen Jahreszeit auf Achse sind, kommen sie zwischen Januar und Dezember auf eine stattliche Anzahl an Reisen: Im Jahr 2012 machten sich die Deutschen fast 70 Millionen Mal zu einer mindestens fünftägigen Reise auf den Weg.Noch beliebter sind kürzere Auszeiten von zwei bis vier Tagen: Annähernd 75 Millionen Kurztrips haben die Deutschen im vergangenen Jahr unternommen.
Das beliebteste Reiseziel der Bundesbürger ist übrigens ihr Heimatland: Fast jeder dritte längere Urlaub findet im Inland statt, wobei vor allem Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gefragte Ferienregionen sind. Doch auch der Stadttourismus boomt. Berlin verzeichnete 2012 mit fast 25 Millionen Übernachtungen einen neuen Besucherrekord (plus 11,4%), zu dem 6,8 Millionen Gäste aus dem Inland und 4,1 Millionen Touristen aus dem Ausland beitrugen.
An Berlin lässt sich besonders gut illustrieren, welchen Stellenwert die Tourismusbranche in Deutschland mittlerweile hat. In der Hauptstadt gibt es aktuell mehr als 15.000 Ferienwohnungen, rund 800 Hotels und Pensionen sowie zwölf Campingplätze und drei Jugendherbergen. Hinzu kommen unzählige
Restaurants und Cafés, Museen, Boutiquen und Clubs, die zwar hauptsächlich von Berlinern besucht werden, aber eben auch Touristen anlocken und so für zusätzlichen Umsatz sorgen.
Wie viel der Tourismus in Deutschland zur heimischen Wertschöpfung beiträgt, hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) erstmals 2012 untersucht. Dabei wurden sowohl Privat- als auch Geschäftsreisen erfasst: In- und ausländische Touristen gaben 2010 insgesamt rund 278 Milliarden Euro in Deutschland aus – und trugen damit rund 11% zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Der größte Teil des touristischen Konsums – rund 87% – entfällt auf die inländischen Besucher. Sie machten 2010 rund 242 Milliarden Euro für Flüge, Übernachtungen, Restaurantbesuche und Museumseintritte in Deutschland locker. Ausländische Touristen kamen auf knapp 37 Milliarden Euro, das waren 13% des touristischen Gesamtumsatzes.
Relativ gering ist auch der Beitrag der Geschäftsreisenden: Sie tragen im Schnitt 21 Prozent zu den Tourismusausgaben bei, Privatreisende hingegen 79%.
Das meiste Geld geht für die Mobilität drauf: Fast 68 Milliarden Euro gaben die Deutschlandreisenden zuletzt für Flüge, Eisenbahntickets, Leihfahrräder und Mietfahrzeuge sowie den erforderlichen Treibstoff aus. Viel Geld ließen sich die Urlauber auch ihre Shoppingtouren zwischen Rostock und Rosenheim kosten – nämlich stolze 63 Milliarden Euro. Weitere 50 Milliarden Euro wendeten die Touristen für Verpflegung auf, knapp 27 Milliarden Euro zahlten sie für ein Bett in der Fremde.
Schwaben in Berlin und Asiaten in Oberammergau kurbeln jedoch nicht nur den Umsatz an, die Reisenden schaffen auch Arbeitsplätze:
Laut BMWi waren in Deutschland 2010 fast drei Millionen Menschen oder 7% aller Erwerbstätigen direkt im Tourismus beschäftigt.
Die Tourismusbranche hat also nicht nur in klassischen Urlaubsländern wie Spanien und Griechenland eine große volkswirtschaftliche Bedeutung, sondern auch in der Bundesrepublik. Das gilt erst recht, wenn man auch noch die Erwerbstätigen berücksichtigt, die indirekt am touristischen Konsum teilhaben wie etwa Landwirte oder Wäschereibeschäftigte: Zählt man sie hinzu, kommt man insgesamt auf 4,9 Millionen Erwerbstätige, die hierzulande vom Fremdenverkehr leben. Anders gesagt: Jeder achte Arbeitsplatz in Deutschland hängt direkt oder indirekt vom Tourismus ab.
Die meisten dieser Erwerbstätigen arbeiten im Gaststättengewerbe (1,1 Millionen), im Beherbergungsgewerbe (0,8 Millionen) sowie in Kultur-, Sport- und Freizeiteinrichtungen (0,5 Millionen).
Quelle: www.iwkoeln.de