Von der Finanzkrise zur Kulturkrise?
„Aus der Finanzkrise entwickelt sich langsam eine Kulturkrise“, befürchten die Akteure des Griechischen Netzwerks in NRW. Griechinnen und Griechen unterschiedlichen Alters, die seit vielen Jahren hier leben, berichten über Erfahrungen mit ablehnenden Haltungen bzw. feindseligen Parolen im Alltag, sowohl in der Schule als auch bei der Arbeit. Es wird beobachtet, dass aufgrund diverser Berichterstattungen, seit dem Ausbruch der ökonomischen Krise, nationalistische Stereotypen, gegenseitige Diffamierungen, kulturalistische Haltungen, die Misstrauen und gegenseitigen Hass fördern, zunehmen.
Zweifellos haben einige Leute über ihre Verhältnisse gelebt und es sind in der Vergangenheit viele Fehler in Griechenland begangen worden. Gut ist, dass mittlerweile über diese Fehler reflektiert und nachgedacht wird und Strukturen reformiert werden. Unabhängig von der Kritik und von verschiedenen politischen Überzeugungen fordern die Akteure des Netzwerks einen sachlichen, fairen, wertschätzenden und lösungsorientierten Umgang. Sie verweisen auf die Leiden eines großen Teils der verarmten griechischen Bevölkerung und den Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Jenseits ökonomischer und politischer Probleme müsse das Miteinander von Griechen und Deutschen von Wertschätzung statt Ressentiments geprägt sein.
Das Festhalten an den Sparmaßnahmen verschärft die gesellschaftlichen Probleme, wie Armut, Jugendarbeitslosigkeit, Anstieg der Selbstmordrate und medizinische Unterversorgung. Die soziale Krise wird dadurch verschärft, dies belegt auch die neueste Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in Berlin.
Die Akteure sind überzeugt, dass Griechenland mehr Zeit braucht, um Strukturreformen voranzubringen und Steuerhinterziehung in den Griff zu bekommen. Sie fordern das Beenden der gegenseitigen Polemik und die Umsetzung eines Entwicklungsprogramms für Griechenland.
Das Netzwerk Griechischer Akteure in NRW
Zum Netzwerk gehören Multiplikatoren der Griechischen Gemeinden in der Region, Vertreter der Griechisch-Orthodoxen Kirchengemeinden, Deutsch-Griechischen Gesellschaften, Kulturvereine, Ratsmitglieder griechischer Herkunft, ehrenamtlich Aktive und auch Mitarbeitende aus diakonischen Beratungsstellen, etwa in Düsseldorf, Solingen, Wuppertal, Ratingen oder Krefeld und Viersen. Ziel der Netzwerkarbeit ist es, bei praktischen Fragen der Integration von Zuwanderern Unterstützung zu geben und den Selbsthilfe-Gedanken zu fördern.
Ein vom Netzwerk entwickelter Wegweiser zum Thema: „Leben und Arbeiten in Deutschland“, der wichtige Informationen für das Leben hier liefert, ist in sieben Sprachen übersetzt und in ganz Europa gefragt. Dieser ist auf der Homepage der Diakonie RWL sowie auf der Internetseite des Netzwerks zu finden.
Ansprechpartnerin: Ioanna Zacharaki, Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, i.zacharaki@diakonie-rwl.de