Bevor die Nazis am 2. Mai 1933 die Gewerkschaften zerschlugen, beseitigten sie die Mitbestimmung in den Unternehmen. Eine Ausstellung zum Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“ widmet sich vom 8. April bis 17. Mai dem Ende der Betriebsdemokratie der Weimarer Zeit.
Wer 1933 Betriebsrat in einem deutschen Unternehmen war, musste nicht nur um seinen Arbeitsplatz, sondern auch um seine Freiheit fürchten. Die Nazis verhafteten Betriebsräte, verwüsteten die Häuser der Gewerkschaften und höhlten so nach und nach die in der Weimarer Republik mühsam erkämpften Arbeitnehmerrechte aus.
Schwerer Schlag gegen die Mitbestimmung
Wie es dazu kommen konnte, zeigt die Ausstellung „Zerschlagung der Mitbestimmung 1933 – das Ende der ersten deutschen Betriebsdemokratie“, die vom 9. April bis zum 17. Mai in der Galerie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin zu sehen ist. Organisatoren sind der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Hans-Böckler-Stiftung und die Friedrich-Ebert-Stiftung. Anhand von historischen Dokumenten und Fotografien beleuchtet die Ausstellung den Wandel der Mitbestimmungskultur in deutschen Unternehmen hin zur Betriebsdiktatur der Nazizeit. Sie erklärt die Institutionen und Akteure der nationalsozialistischen „Arbeitsordnung“, etwa die Deutsche Arbeiterfront (DAF) und die Rolle der von der NS-Führung propagierten „Betriebsgemeinschaft“ und der von Hitler erlassenen Gesetze.
Ein schwerer Schlag gegen die Mitbestimmung war das Gesetz für Betriebsvertretungen und Wirtschaftliche Vereinigungen vom 4. April 1933. Das Gesetz gab den Landesbehörden das Recht, Betriebsratswahlen willkürlich auszusetzen und Mitglieder, deren Einstellung als „staats- oder wirtschaftsfeindlich“ galt, abzuberufen. Es legalisierte nachträglich die Schikanen, welche die Arbeitnehmervertreter seitens der Nazis erleiden mussten. Schon einen Monat später, am 2. Mai 1933 wurden auch die Gewerkschaften zerschlagen.
Arbeitgeber nutzen Gesetze für harten Kurs
Eine wichtige Rolle spielten auch die Arbeitgeber, welche die Absetzung der Betriebsräte nicht nur duldeten, sondern oft begrüßten. Beispielhaft dafür stehen die Firmenleiter von Siemens und Krupp. Während die Siemens-Firmenleitung ihre Betriebsräte kurzerhand beurlauben ließ, begrüßte Gustav Krupp Hitlers Repressalien, sah er doch durch sie „die furchtbare Gefahr des Kommunismus“ gebannt. Nicht nur die Branchenriesen, auch viele mittelständischen Unternehmer nutzten die Abschaffung der Mitbestimmung, um einen härteren Kurs gegen die Belegschaft zu fahren.
Die Ausstellung ist Teil des Berliner Themenjahres 2013 „Zerstörte Vielfalt“ In diesem Jahr will Berlin mit kulturellen Projekten und Aktionen die Auswirkungen der nationalsozialistischen Diktatur auf das gesellschaftliche Leben der Hauptstadt beleuchten. Mehr als 120 Projektpartner beteiligen sich am Themenjahr, darunter Museen, Verbände, Stiftungen Unternehmen und Künstler.
Zerschlagung der Mitbestimmung 1933
Eine Ausstellung von FES, DGB und HBS über die Zerschlagung der ersten deutschen Betriebsdemokratie
Friedrich-Ebert-Stiftung – Haus 1
Hiroshimastr. 17
10785 Berlin
9. April bis 17. Mai 2013
täglich 9 – 17 Uhr
Eintritt frei
Quelle: www.dgb.de