Durchschnittlich 7,4 Millionen Euro hat ein DAX 30-Unternehmen 2012 insgesamt an die früheren Mitglieder seines Vorstandes als Altersversorgung gezahlt. Damit gaben die Konzerne für die Altersversorgung ihrer Ex-Vorstände im Schnitt noch einmal mehr als ein Drittel der Summe aus, die sie den aktiven Vorstandsmitgliedern an Vergütung zahlten.
Zusätzlich flossen je Unternehmen durchschnittlich 2,9 Millionen Euro in die Rückstellungen für das künftige Ruhegeld der heute aktiven Spitzenmanager. Pro Person entspricht dies um die 450.000 Euro und damit etwa 54 Prozent ihrer aktuellen Festbezüge. Die Pensionsrückstellungen allein für die früheren Vorstände summierten sich in den 30 DAX-Konzernen auf 2,8 Milliarden Euro.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Untersuchung des Vergütungsexperten Dr. Heinz Evers. Im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung wertete er die Vergütungsberichte der Unternehmen aus.
Zudem höben die Unternehmen die bislang sehr niedrige Pensionsgrenze für Vorstände wieder an: 2009 zahlte die Hälfte der 30 Dax-Unternehmen bereits ab 60 Jahren ein Ruhegeld. 2012 taten das noch neun. In acht Gesellschaften wird die Altersleistung mit 62 oder 63 Jahren fällig, zehn pensionieren mit 65 Jahren oder älter. Der Chipkonzern Infineon hat die Altersgrenze bei 67 Jahren gesetzt. Henkel und BMW koppeln die Altersgrenze ihrer Vorstände an das jeweilige Regelalter der gesetzlichen Rentenversicherung.
Trotz Publizitätspflicht der Unternehmen spricht der Vergütungsexperte allerdings von einer „anhaltenden Intransparenz der Versorgungsaufwendungen“. Die Aufsichtsräte seien gefordert, auch den vertikalen Vergleich innerhalb des Unternehmens im Auge zu behalten: Stehen die Versorgungsansprüche des Vorstands in einem angemessenen Verhältnis zu den Ansprüchen des weiteren Managements und der übrigen Mitarbeiter?
Der Vergütungsexperte Dr. Heinz Evers wirft zudem eine grundsätzliche Frage auf: Sind Pensionszahlungen für ehemalige Vorstände überhaupt sinnvoll? Denn die Bezüge der aktiven Manager dürften ausreichen, um privat fürs Alter vorzusorgen. „Wo Eigenvorsorge durch Aktivbezüge unschwer möglich ist, erübrigt sich der betriebliche Versorgungsgedanke“, schreibt der Experte.
Zwei Unternehmen gehen bereits in diese Richtung – allerdings ohne die Gesamtausgaben für die Vorstände zu kürzen: Bei RWE können die Vorstandsmitglieder zwischen einem Programm zur Altersvorsorge und Barauszahlung wählen. Auch bei Beiersdorf ist die Altersversorgung abgeschafft; Vorstandsmitglieder bekommen die entsprechenden Beträge in Form einer Unternehmenswertbeteiligung ausgezahlt.
Evers´ Untersuchung zeigt auch, dass der Umfang der Altersversorgung und der Pensionsrückstellungen von Unternehmen zu Unternehmen stark schwankt. Die Höhe wird nicht nur von den Pensionssystemen bestimmt, sondern auch davon, wie viele frühere Spitzenmanager oder deren Hinterbliebene Rentenleistungen erhalten.
So lagen die Auszahlungen an ehemalige Vorstände 2012 zwischen null Euro beim erst 1996 gegründeten Unternehmen Fresenius Medical Care (FMC) und 27,4 Millionen Euro bei der Deutschen Bank. Hinzu kamen jeweils die Summen, die 2012 für künftige Alters-Zahlungen an die aktiven Vorstände zurückgelegt wurden. Hier reichen die Beträge von 0,3 Millionen Euro bei Infineon bis zu 8,1 Millionen Euro bei FMC.
Rechnet man beide Posten zusammen, wendeten die Deutsche Bank (30,8 Millionen Euro), Siemens (21,5 Millionen) und Thyssen-Krupp (18,3 Millionen) 2012 das meiste Geld für die Altersversorgung ihrer Vorstände auf.
Quelle: www.boeckler.de