Agrippina die Jüngere gilt als Kölner Stadtmutter. Sie wurde am 6. November 15 nach Christi im Oppidum Ubiorum geboren. Die Stadt war wenige Jahre vor Christi Geburt durch Augustus, den ersten römischen Kaiser, am Platz der Kölner Altstadt gegründet worden. Agrippinas Mutter war eine Enkelin des Augustus. Ihr Vater Germanicus war Feldherr über vier kaiserliche Legionen und Statthalter in Köln und vertrat am Rhein Roms Interessen.
Schon ein Jahr nach Agrippinas Geburt verließ die Familie die Stadt. Kaiser Tiberius, der Nachfolger des Augustus, hatte den bei den Truppen beliebten Germanicus in den Osten des Reiches beordert. Dort starb er unter ungeklärten Umständen. Agrippina wuchs am kaiserlichen Hof in Rom auf. Aus ihrer ersten Ehe stammt ihr einziges Kind, der spätere Kaiser Nero (der seine Mutter im Jahr 59 nach Christi ermorden ließ).
49 nach Christi heiratete Agrippina in dritter Ehe ihren Onkel Kaiser Claudius. Schon bald drängte sie den Kaiser ihrem Geburtsort in den Rang einer Bürgerkolonie zu erheben; die Stadt erhielt den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Der neue Status der Stadt lockte Händler, Handwerker und Veteranen aus dem gesamten Imperium Romanum in die Colonia und verhalf der jungen Stadt am Rhein rasch zu großer Blüte. Köln war schon damals multi-kulti.
Zum 2000sten Geburtstag von Agrippina der Jüngeren zeigt das Römisch-Germanische Museum Köln die Ausstellung „Agrippina – Kaiserin aus Köln“ mit hochkarätigen Leihgaben. Die Ausstellung kann vom 26. November 2015 bis 28. März 2016 besichtigt werden.
Glanzpunkt der Präsentation ist eine überlebensgroße Statue der Kaiserin aus Grauwacke. Das repräsentative Kunstwerk war 1885 in viele Bruchstücke zerschlagen in Rom gefunden worden. Damals gelangte der Kopf in die Ny Carlsberg Glyptothek Kopenhagen. Der Rumpf konnte zum größten Teil aus Fragmenten wieder zusammengesetzt werden. Er ist heute – mustergültig restauriert – in der neuen Dependance der Kapitolinischen Museen in Rom, der Centrale Montemartini, zu bewundern. In Köln werden Statuenkörper und originaler Kopf erstmals nach fast zweitausend Jahren wieder vereint sein. Die Ausstellung präsentiert die Kaiserin im Kreis ihrer Familie aus der iulisch-claudischen Dynastie. Neben Porträts der Urgroßeltern Kaiser Augustus und Livia stehen die Bildnisse der Großeltern Agrippa und Antonia. Die Eltern Germanicus und Agrippina die Ältere sind durch herausragende Skulpturen vertreten, aber auch einige ihrer Geschwister. Der Sohn und Muttermörder Nero ist als Kind und als Kaiser präsent: Mit seinem Selbstmord im Jahr 68 nach Christi endete die iulisch-claudische Dynastie.
Römische Gold- und Silbermünzen mit dem Bildnis Agrippinas dokumentieren Aufstieg und Fall der mächtigsten Frau ihrer Zeit. Porträts römischer Frauen der gehobenen Schichten zeigen, welche Frisur damals ‚en vogue‘ war.
So negativ die antike Geschichtsschreibung Agrippina sah, so wichtig war sie für die Geschichte Kölns – und so positiv wurde sie später hier bewertet. Die Ausstellung stellt Agrippina in Werken seit der Renaissance als ‚Stadtmutter‘ vor – bis heute spielt sie nicht zuletzt im Brauchtum eine bedeutende Rolle.
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Generalkonsulat der Republik Italien und dem Italienischen Kulturinstitut in Köln.
Öffnungszeiten des Römisch-Germanischen Museums:
Dienstag bis Sonntag, 10 bis 15 Uhr, am ersten Donnerstag im Monat bis 22 Uhr. Am 24., 25., 31. Dezember 2015 und am 1. Januar 2016 bleibt das Museum geschlossen.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch „Agrippina – Kaiserin aus Köln“, 116 Seiten mit circa 70 farbigen Abbildungen für 12,95 Euro.
Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Sabine Wotzlaw
Quelle: www.stadt-koeln.de