Viele griechische Arbeitssuchende in Deutschland werden nach Erkenntnissen eines Migrationsforschers unter erbärmlichen Bedingungen beschäftigt. „Das Thema Migration nach Deutschland findet derzeit hauptsächlich unter der Überschrift ‚Hochqualifizierte‘ statt, aber das ist nur die eine Seite der Medaille“, sagte der Hamburger Soziologe Vassilis Tsianos.
Jeder vierte Grieche, der in Deutschland nach Arbeit suche, sei gering qualifiziert. „Es gibt eine beachtliche Zahl von Älteren darunter: Das sind Leute über 50, viele davon Frauen, die kein einziges Wort Deutsch oder Englisch sprechen.“
Für sie gebe es nur einen Arbeitsbereich: die Gastronomie. „Sie sind das Geheimnis der niedrigen Preise in vielen griechischen Restaurants“, sagte Tsianos, der selbst aus Griechenland kommt.
„Prekäre Form von Arbeitsmobilität“
In den Restaurants arbeiteten sie in der Küche als Tellerwäscher oder Mädchen für alles. „Das bedeutet für sie: Sechs-Tage-Woche, 12 oder 13 Arbeitsstunden am Tag, schlecht abgesichert, und das alles für 500 Euro, wovon sie einen Teil auch noch erst mal an die Agentur abführen müssen, die sie angeworben hat.“
Nach außen hin blieben sie weitgehend unsichtbar. „Ich will nicht sagen, dass es eine neue Form von Sklaverei ist, das wäre übertrieben“, sagte Tsianos, „aber es ist eine sehr prekäre Form von Arbeitsmobilität von EU-Bürgern.“
Die Rezession in Griechenland hat die Arbeitslosigkeit im Land stark in die Höhe getrieben. Zudem fallen viele Stellen im öffentlichen Dienst dem harten Sparkurs der Regierung zum Opfer. Bis Ende 2014 sollen 15.000 Staatsbedienstete gehen, 4000 davon noch in diesem Jahr. Weitere 25.000 Staatsdiener müssen mit einem Verlust ihrer Jobs rechnen, sollte in den nächsten acht Monaten beim Staat keine andere Stelle für sie gefunden werden.
Quelle: www.welt.de