Neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung über die Rente: Österreicher besser abgesichert als Deutsche

Höhere Renten, bessere Absicherung: Österreich setzt bei der Alterssicherung vor allem auf die Gesetzliche Rentenversicherung – und schneidet im Vergleich mit Deutschland deutlich besser ab. Höchste Zeit, auch bei uns die Talfahrt des Rentenniveaus zu stoppen, sagt DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach.

Zwei Länder, zwei Systeme

Deutschland und Österreich sind sich politisch und sozial sehr ähnlich – doch bei den Reformen ihrer Rentensysteme sind beide Länder unterschiedliche Wege gegangen. Während Österreich nach wie vor hauptsächlich auf die umlagefinanzierte Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) setzt, wurde und wird in Deutschland das Niveau dieser „ersten Säule“ immer stärker abgesenkt. Private Altersvorsorge und die staatlich subventionierte Riester-Rente sollen die geringeren Leistungen der GRV ausgleichen.

Für eine neue Studie haben Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung die Rentensysteme beider Länder untersucht. Ergebnis: Das österreichische System bietet einen deutlich besseren Schutz im Alter. Es gewährt höhere Leistungen und sichert sowohl „Standardrentner“ als auch Geringverdiener merklich besser ab. Ein Beispiel: Ein männlicher Erwerbstätiger, der mehr als 35 Jahre in Vollzeit gearbeitet hat, bekam in Deutschland durchschnittlich 1.050 Euro im Monat, wenn er 2013 in Rente ging. In Österreich erhielt ein vergleichbarer Neurentner 1.560 Euro im Monat – bei 14 Auszahlungen pro Jahr. Auch die Rentenperspektiven für die heute Jüngeren sind in Österreich wesentlich besser als in Deutschland.

Kein Schutz vor Altersarmut

Ein Grund für die Entwicklung: In Deutschland haben sich die Erwartungen an die betriebliche und private Altersvorsorge nicht erfüllt. Sie gleichen die deutlichen Reduzierungen in der GKV oft nicht aus. Knapp 30% aller Arbeitnehmer nutzen keine der freiwilligen Vorsorgeformen – oft aus finanziellen Gründen. „Übrig geblieben ist ein System, das in Zukunft viele noch nicht einmal vor Altersarmut schützen wird“, schreiben die Wissenschaftler.

Starke Wirtschaft, starkes öffentliches Rentenssystem

In Österreich liegen die Beiträge zur GKV zwar spürbar höher – doch obwohl die Arbeitgeber dort höhere Beiträge zahlen müssen war die gesamtwirtschaftliche Entwicklung seit Beginn der Reformen günstiger als in Deutschland. „Ein starkes öffentliches Rentensystem belastet also offenbar nicht die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes“, so die Forscher. Durch eine Orientierung an Österreich könne auch Deutschland eine stabilere Absicherung schaffen – ohne dass ein erneuter Systemwechsel nötig sei.

Zur Veröffentlichung der Studie sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach: „Österreich hat in der Rentenpolitik einen besseren Weg eingeschlagen als Deutschland. Das Land vertraut weiter auf die gesetzliche Rente und bezieht Selbständige und Beamte mit ein. Offensichtlich haben die höheren Beiträge der Wirtschaft nicht geschadet. Aber Österreicher sind heute häufig besser abgesichert als ihre deutschen Nachbarn. Das sollte ein Alarmsignal für die politisch Verantwortlichen in Deutschland sein, endlich die Talfahrt des Rentenniveaus zu stoppen.“

Quelle: www.dgb.de

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