Deutschlands erste kommunale Gleichstellungsbeauftragte geht in Ruhestand

Mit Lie Selter geht am Ende dieses Jahres nicht nur die erste kommunale Gleichstellungsbeauftragte, die die Bundesrepublik jemals hatte, in den Ruhestand, sondern die Frau, die wie kaum eine andere nachhaltige Akzente in der Frauenpolitik gesetzt hat.

Ob Steuerbenachteiligung für Alleinerziehende, frauenfreundliche Stadtplanung und Gestaltung von Stadträumen, flexible Arbeitszeitmodelle, Übergriffe gegen Frauen aller Art, Hilfen für Prostituierte, Selbstverteidigung, Frauenhäuser, Frauenförderung im Beruf, bessere Aufstiegschancen für Frauen – Themen, die heute in aller Munde sind und ein großes Stück weitergekommen oder auch gelöst sind, hat Lie Selter vor 33 Jahren als Leiterin der Frauen – Gleichstellungsstelle der Stadt Köln -aufgegriffen.

Köln war damals die erste Stadt in der Bundesrepublik, die eine solche Stelle einrichtete und 1989 sogar den Status eines „Amtes“ verlieh. Als Sozialpädagogin hat sie sich von Anfang an ihren beruflichen und teilweise privaten Schwerpunkt in der Frauenarbeit gelegt. Eine frühere Ausbildung zur Erzieherin schulte ihren Kampfgeist gegen Ungerechtigkeit und Benachteiligung, der sie bis zu ihrer letzten beruflichen Station, der Leitung des Amtes für Personal, Organisation und Innovation, nicht verlassen hat.

Bereits 1976 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern von „Frauen helfen Frauen“, einem Kölner Verein, der bis heute zwei autonome Frauenhäuser in Köln betreibt. 1978 wurde ihr die Leitung der Beratungsstelle für Familienplanung der Arbeiterwohlfahrt angeboten, bevor sie 1982 zur Stadt Köln wechselte. Damals steckte die berufliche Gleichstellung und Chancengleichheit von Frauen in Führungspositionen noch in den Kinderschuhen. 55 städtische Ämter wurden von drei Amtsleiterinnen geleitet, der Stadtvorstand war bis auf die Protokollführerin und die Gleichstellungsbeauftragte ausschließlich mit Männern besetzt.

18 Jahre lang setzte sie sich als bundesweit gehörte Stimme für die Belange der Frauen ein. Die Themen, die sie engagiert ansprach und die Ziele, die sie verfolgte, beschränkten sich notwendigerweise nicht auf das Kommunale. Sie gründete aus dem Frauenamt heraus die Vereine „das Handwerkerinnenhaus“ und die Beginen. Frauenpolitische Veränderungen wurden von ihr in Köln angestoßen und fanden sich wieder in bundesweit geltenden Regelungen, Gesetzen und Verordnungen. Vom Ausländerrecht über das Steuerrecht bis hin zu den Regelungen für die berufliche Chancengleichheit von Frauen.

Im November 2000 übernahm Lie Selter das Bürgeramt in Kalk, wo sie maßgebliche Akzente zur Gewaltprävention auch bei Jugendlichen setzte und unter anderem die Stiftung „KalkGestalten“ mit gründete. In Anerkennung ihrer Leistungen für den Stadtteil Kalk wurde sie als einzige Amtsleiterin bei ihrem Wechsel zu den Kölner Kinderheimen von Vertretern vieler Kalker aber auch gesamtstädtischer Bürgerinitiativen und Künstler mit einer öffentlichen „Demo“ verabschiedet.

2005 wurde ihr die Leitung der Kölner Kinderheime übertragen. Damals fand sie ein altes Haus in einer ehemaligen Klosteranlage mit maroder Bausubstanz und nicht zukunftsfähigen Bedingungen vor, deren radikale Veränderung sie engagiert vorantrieb. Das Gelände wurde verkauft. Das heutige KiDS, die Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtung der Stadt Köln und soziales Zentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ist längt mit modernem Betreuungskonzept in einem speziell errichteten Neubau an der Aachener Straße heimisch geworden.

 

Seit September 2014 leitet sie mit dem Amt für Personal, Organisation und Innovation, eines der einflussreichsten Ämter der viertgrößten Stadt der Bundesrepublik mit über 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. In diese Zeit fallen wegweisende Konzepte zur Entbürokratisierung der Stadtverwaltung, die auf ihre Initiative zurückgehen.

Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Inge Schürmann

Quelle: www.stadt-koeln.de

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