10. Mai 1933: Bücherverbrennung in NS – Deutschland

„…dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.” Aus Heinrich Heines Tragödie „Almansor“(1821/1823) über eine Verbrennung des Korans nach der Eroberung des spanischen Granada durch christliche Ritter unter dem inquisitorischen Kardinal Gonzalo Jimenez de Cisneros (1499/1500).

Als ideologische Vorbereitung der Bücherverbrennung diente die sog. “Aktion wider den undeutschen Geist”. Zum ursprünglichen Konzept dieser Aktion gehörte auch die Aufstellung eines Schandpfahls, an den Werke besonders unliebsamer Autoren geheftet werden sollten (=Stefan Zweig, Karl Marx, Kurt Tucholsky, Hermann Hesse, Alfred Andersch, Anna Seghers, Berthold Brecht, Erich Kästner und viele andere).

Am 12.04.1933 begann die vierwöchige “Aktion wider den undeutschen Geist”, an dessen Ende die Bücherverbrennung stand. Im ersten Schritt wurden in den Universitäten 12 Thesen ausgehängt, in denen Studenten und Professoren aufgefordert wurden, sich für die Reinigung der deutschen Kultur zu engagieren. Dabei wurde, wie in den untenstehenden Thesen deutlich wird, vor allem die jüdische Kultur in den Blick genommen.

“1. Sprache und Schrifttum wurzeln im Volke. Das deutsche Volk trägt die Verantwortung dafür, daß seine Sprache und sein Schrifttum reiner und unverfälschter Ausdruck seines Volkstums sind.

2. Es klafft heute ein Widerspruch zwischen Schrifttum und deutschem Volkstum. Dieser Zustand ist eine Schmach.

3. Reinheit von Sprache und Schrifttum liegt an Dir! Dein Volk hat Dir die Sprache zur treuen Bewahrung übergeben.

4. Unser gefährlichster Widersacher ist der Jude und der, der ihm hörig ist.

5. Der Jude kann nur jüdisch denken. Schreibt er deutsch, dann lügt er. Der Deutsche, der deutsch schreibt, aber undeutsch denkt, ist ein Verräter. Der Student, der undeutsch spricht und schreibt, ist außerdem gedankenlos und wird seiner Aufgabe untreu.

6. Wir wollen die Lüge ausmerzen, wir wollen den Verrat brandmarken, wir wollen für den Studenten nicht Stätten der Gedankenlosigkeit, sondern der Zucht und der politischen Erziehung.

7. Wir wollen den Juden als Fremdling ächten und wir wollen das Volkstum ernst nehmen. Wir fordern deshalb von der Zensur: Jüdische Werke erscheinen in hebräischer Sprache. Erscheinen sie in Deutsch, sind sie als Übersetzung zu kennzeichnen. Schärfstes Einschreiten gegen den Mißbrauch der deutschen Schrift. Deutsche Schrift steht nur Deutschen zur Verfügung. Der undeutsche Geist wird aus öffentlichen Büchereien ausgemerzt.

8. Wir fordern vom deutschen Studenten Wille und Fähigkeit zur selbständigen Erkenntnis und Entscheidung.

9. Wir fordern vom deutschen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Reinerhaltung der deutschen Sprache.

10. Wir fordern vom deutschen Studenten den Willen und die Fähigkeit zur Überwindung jüdischen Intellektualismus und der damit verbundenen liberalen Verfallserscheinungen im deutschen Geistesleben.

11. Wir fordern die Auslese von Studenten und Professoren nach der Sicherheit des Denkens im deutschen Geiste.

12. Wir fordern die deutsche Hochschule als Hort des deutschen Volkstums und als Kampfstätte aus der Kraft des deutschen Geistes.”

Woher kamen die Bücher?

Vom 26. April bis zum 10. Mai 1933 sammelten Mitglieder der „Kampfausschüsse“ (=meist NS- Studenten) vor Ort in den Bibliotheken und Buchhandlungen die Bücher, die auf der „Schwarzen Liste“ standen. Darüber hinaus gab es Sammelstellen, dort konnten auch Bürger ihre Bücher abgeben.

In wie vielen Städten gab es Bücherverbrennungen?

In 64 deutschen Städten. An der Spitze der Aktionen standen sämtliche Universitäts-Städte. In Köln fand die Bücherverbrennung am 17.Mai 1933 vor dem damaligen Hauptgebäude der Universität zu Köln in der Südstadt, heutige Fachhochschule, Claudiusstr.3, statt.  Die Bücherverbrennung begann offiziell am 10. Mai 1933 in Berlin, Opernplatz (Foto).

Es gab aber auch 25 „Vorbild“-Städte, wo nichtstudentische Bücherverbrennungen stattgefunden hatten, wie z.B. in Berlin am 15. März 1933 oder in Wuppertal am 1. April. Hier erfolgte die Bücherverbrennung durch Schüler begleitet von ihren Lehrern oder auch Eltern.

Zitiert. nach Quellen: www.bücherverbrennung.de  Gerhard Sauder “Die Bücherverbrennung”, Hanser Verlag 1983, sowie: Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte, Band 20, Deutschland unter der Herrschaft des Nationalsozialismus 1933-1939.

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